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Korruption und OpenStreetMap

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Ich möchte hier über ein Thema schreiben, welches mich schon seit längerem beschäftigt und welches in letzter Zeit durch eine Reihe von Entwicklungen in OpenStreetMap und insbesondere in der OpenStreetMap Foundation an Dringlichkeit gewonnen hat. Diese Entwicklungen sind insbesondere:

  • Die Großspenden, die die OSMF während der letzten beiden Jahre erhalten hat.
  • Der massive Anstieg in den Einnahmen der OSMF durch Unternehmens-Mitgliedschaften seit 2016.
  • Dem gegenüberstehend die Zunahmen in den Ausgaben der OSMF, insbesondere durch die SotM-Stipendien und das jetzt gestartete Microgrants-Programm.
  • Die massive Ausweitung bezahlter Aktivitäten in OpenStreetMap – sowohl was Mappen betrifft als auch anderweitig.
  • Die zunehmende Präsenz und Aktivität von Mitarbeitern von Unternehmen mit Interessen an OSM in der OSMF – einschließlich Versuche, systematisch Einfluss zu nehmen.

Was ich mit Korruption meine

Einige Leser dürften beim Lesen des Titels schon etwas die Nase gerümpft haben aufgrund der Verwendung des bösen Begriffes Korruption. Ich möchte deshalb zunächst erläutern, was ich damit meine und warum ich der Ansicht bin, dass dies nicht nur ein angemessener Begriff in diesem Zusammenhang ist, sondern es sogar sehr wichtig ist, diesen Begriff in der Diskussion zu verwenden.

Was ich meine, wenn ich von Korruption spreche, ist, wenn Macht, die jemandem im Interesse des Gemeinwohls übertragen wurde, zur Förderung spezieller oder privater Interessen genutzt wird. Wichtig ist dabei, dass Korruption meist nicht generell illegal ist. Es gibt korrupte Handlungen wie Bestechung oder Erpressung, welche recht umfassend verboten sind, zumindest auf Seite des Profiteurs solcher Handlungen, es gibt jedoch auch Handlungen, welche unter die oben genannte Definition fallen, welche aber verbreitet gesellschaftlich akzeptiert und oft sogar als bewundernswert angesehen werden, wie zum Beispiel geschicktes Netzwerken. Darüber hinaus entsteht legale Korruption auch dadurch, dass Regeln in konkreten Zusammenhängen (sei es im Falle der Gesetze eines Landes oder aber im kleineren Rahmen wie im Zusammenhang mit Regeln in OpenStreetMap) bereits so gestaltet sind, dass sie bestimmte spezielle oder private Interessen gegen das Gemeinwohl begünstigen oder indem solche Regeln so gestaltet werden, dass sie Arten von Korruption unterstützen, welche entweder als harmlos oder von denen in Machtposition als nützlich gesehen werden.

Es gibt eine ganze Menge Literatur und Analysen zu praktischer Korruption und zu ihren Auswirkungen und ihrer Dynamik. Recht breit anerkannt sind zum Beispiel die folgenden Zusammenhänge:

  • Das Auftreten von Korruption oder sogar nur die Wahrnehmung davon erzeugen oft weitere Korruption, denn Menschen verlieren dadurch das Vertrauen darin, ohne Korruption Dinge erreichen zu können.
  • Bedingt dadurch ist der Schaden, den Korruption in einer Gemeinschaft anrichtet, oft deutlich größer, als der eigentliche Schaden der korrupten Handlung in Form der Vorteile, die dadurch vom Gemeinwohl weg hin zu speziellen Interessen umgeleitet werden.
  • Korruption ist oft ein doppeltes Wahrnehmungs-Problem – Leute, die an korrupten Aktivitäten beteiligt sind, nehmen sich selbst oft nicht als korrupt wahr und Leute in korrupten Organisationen/Gemeinschaften erkennen oft nicht die Anzeichen korrupter Aktivitäten als solche.
  • In Verbindung dazu: Obwohl es sich bei Korrpution letztendlich um ein moralisches Problem handelt, stehen Leute, die sich mit Korruption in einer Gemeinschaft konfrontiert sehen, oft nicht vor einer Wahl zwischen gut und schlecht, sondern vor einem echten moralischen Dilemma.
  • Geld ist der wichtigste Katalysator für Korruption, ist aber keine zwingende Voraussetzung dafür, das Korruption funktioniert.
  • Korruption ist meist sehr robust gegenüber Versuchen, sie zu bekämpfen – hauptsächlich weil sie sich tief in den Einstellungen und Glaubensvorstellungen der Leute verwurzelt und diese durch Regeln und Sanktionen wie auch durch sich verändernde soziale Normen nur wenig beeinflusst werden.

Unternehmen haben meist ein ambivalentes Verhältnis zu Korruption. Wenn ein Mitarbeiter eines Unternehmens korrupt ist und für externe Interessen statt für die Interessen des Unternehmens arbeitet ist das offensichtlich von Nachteil für das Unternehmen. Korruption außerhalb des Unternehmens selbst jedoch kann von Vorteil für die privaten Interessen des Unternehmens sein und ist folglich potentiell nützlich und gewinnbringend.

Interessenkonflikte und Korruption als Compliance-Problem

Dass der Begriff Korruption weit verbreitet als böses Wort angesehen wird, hat viel damit zu tun, dass unsere Gesellschaften und insbesondere die Geschäftswelt ein ambivalentes Verhältnis zur Korruption hat. Aus diesem Grund hat sich in der englischen Sprache ein Begriff als weniger problematisches Chiffre etabliert, um über Korruption zu sprechen – der conflict of interest – auf deutsch: Interessenkonflikt. Ein Interessenkonflikt ist im Grunde eine Situation, aus der Korruption erwachsen kann. Darüber kann man in harmloser Art und Weise sprechen und so hat sich der Begriff insbesondere im englischsprachigen Bereich als sozial und politisch akzeptabel etabliert, um über Regeln und Prozeduren zum Umgang mit solchen Regeln zu reden, ohne tatsächlich stattfindende Korruption zu identifizieren und sich bewusst zu machen. Die eigentliche Korruption kann damit quasi im Schrank verborgen bleiben, während man auf Prozeduren zum Umgang mit Interessenkonflikten verweisen kann, um zu zeigen, dass man etwas tut oder den rechlichen Erfordernissen entspricht.

  • Da Interessenkonflikte nicht als problematisch an sich aufgefasst werden, beschäftigen sich die Regeln dazu fast immer mit dem Umgang mit und dem Management von Interessenkonflikten und nicht mit der Vermeidung von solchen. Regeln zum Management von Interessenkonflikten jedoch können oft Korruption nicht zuverlässig verhindern, sie verschieben diese häufig nur in weniger sichtbare Kanäle wo sie schwieriger zu identifizieren und zu bekämpfen ist.
  • Die Identifikation von Interessenkonflikten ist fast immer ein Wahrnehmungs-Problem. Wenn man darauf vertraut, dass Leute ihre eigenen Interessenkonflikte identifizieren funktioniert dies meist nicht. Wie ich weiter oben schon erläutert habe, halten sich die meisten korrupten Leute selbst gar nicht für korrupt und haben kein oder nur ein sehr eingeschränktes Bewusstsein über das Problem. Eine externe Aufsicht und Kontrolle kann helfen, kann jedoch selbst auch Ziel und Ort von Korruption sein.

Insgesamt betrachtet kann die Handhabung von Interessenkonflikten nur im begrenzten Umfang mit Korruption helfen und verhindert sie typischerweise nicht zuverlässig. Und wenn Regeln zum Umgang mit Interessenkonflikten nur mit dem Ziel der Compliance implementiert werden (zum Beispiel in Hinblick auf rechtliche Anforderungen) dann kann dies sogar kontraproduktiv sein, denn es kann andere, effektivere Maßnahmen gegen Korruption verhindern.

Korruption in OpenStreetMap und warum dies ein Problem ist

Wenn man also bedenkt, dass Korruption nicht notwendigerweise illegal ist und dass den rechtlichen Anforderungen durch die Implementation von Regeln zu Interessenkonflikten genüge getan werden kann – warum sollte dies dennoch ein Problem für OpenStreetMap darstellen?

OpenStreetMap bietet als Projekt der gleichberechtigten Zusammenarbeit von Individuen im Grunde eine sehr geringe Angriffsfläche für Korruption. Allerdings haben Leute im Projekt trotz der eigentlich egalitären sozialen Struktur unterschiedliche Rollen und solche Rollen bedeuten oft auch, dass Leuten Aufgaben anvertraut werden, die eine Form von Macht und Einfluss mit sich bringen. Das do-ocratische System, auf welches die OSM-Community stolz ist (und welches oft die Grundlage der Zuweisung von Aufgaben mit Macht und Einfluss ist) ist inhärent anfällig für Korruption, denn die Fähigkeit von Leuten, Dinge zu tun – die Grundlage der Do-ocratie – kann oft massiv on äußeren Interessen und Geld beeinflusst werden. Wir sehen dies recht offensichtlich auf der Ebene des Mappings, wo organisierte und bezahlte Aktivitäten in vielen Teilen der Welt einen erheblichen Anteil der gesamten Mapping-Aktivitäten ausmachen. Wir sehen dies jedoch auch zum Beispiel bei Entwicklungs-Arbeiten, wo viele Positionen mit Einfluss von Leuten ausgefüllt werden, die von speziellen Interessen bezahlt werden.

Diese Art von Korruption hat das Potential, die fundamentalen Grundlagen von OpenStreetMap als sozialem Projekt komplett zu unterminieren. Wenn Freiwillige im Projekt sehen, dass sie um etwas im Interesse des Projektes zu erreichen (a) sich hauptsächlich mit Leuten auseinandersetzen müssen, die von äußeren Interessen für ihre Arbeit bezahlt werden und (b) dass die entweder einen harten Kampf gegen spezielle Interessen führen müssen, oder sich selbst und ihre Vorhaben an diesen Interessen ausrichten müssen, um etwas im Interesse des Gemeinwohls zu erreichen, dann kann das massiv demotivierend wirken und wird vor Allem dazu führen, dass qualifizierte Leute mit Interesse am Gemeinwohl sich aus dem Projekt zurückziehen – oder aber sich anpassen und selbst korrupt werden.

Korruption als zentrales Problem der OpenStreetMap Foundation

Im Prinzip deutlich mehr vom Problem der Korruption betroffen als die OSM-Community als Ganzes ist die OpenStreetMap Foundation. Ich habe am Anfang dieses Beitrags bereits verschiedene verschiedene substantielle Änderungen aufgelistet, die in der letzten Zeit als starke Antriebs-Faktoren für Korruption in der OSMF hinzugekommen sind. Was das Problem darüber hinaus noch deutlich verstärkt ist das fast vollständig fehlende Problembewusstsein dafür in der OpenStreetMap Foundation.

Der OSMF-Vorstand hat kürzlich ein neues Regelwerk für den Umgang mit Interessenkonflikten beschlossen, worin explizit klargestellt wird, dass sie Korruption ausschließlich als Compliance-Problem auffassen. Was darin gemacht wird ist im Grunde nur, den Status Quo im Umgang mit Korruptions-Risiken zu kodifizieren (welcher selbst ausschließlich in Bezug auf die Erfüllung rechtlicher Anforderungen fragwürdig ist, welcher aber definitiv unzureichend ist zur tatsächlichen Prävention von Korruption) und zu postulieren, dass dies ausreichend ist, um den Anforderungen britischen Rechts zu genügen. Darüber hinaus gibt es in der OSMF keinerlei allgemeine Maßnahmen zur Korruptions-Prävention. Insbesondere gibt es

  • keine Regeln irgendwelcher Art, was jemanden für irgendeine Position in der OSMF disqualifiziert. Einige der Arbeitsgruppen haben ihre eigenen Regeln zur Mitgliedschaft, welche verhindern sollen, dass Leute mit einem offensichtlich hohen Korruptions-Risiko Mitglied werden. Dies wird jedoch vom OSMF-Vorstand lediglich toleriert und solche Arbeitsgruppen erfahren teils auch Ablehnung und Neid aus dem Rest der OSMF, weil ihnen von der Community mehr Vertrauen entgegen gebracht wird, da sie als Inseln der Integrität wahrgenommen werden.
  • Es gibt außer formellen finanziellen Audits keine unabhängige Aufsicht irgendwelcher Art oder eine detaillierte Transparenz was Geldausgaben der OSMF angeht. Und die finanziellen Audits werden wiederum lediglich als Compliance-Problem angesehen. Dies betrifft sowohl Anschaffungen von IT-Infrastruktur als auch Dinge wie SotM-Stipendien. In letzterem Fall scheint der OSMF-Vorstand das Problem sogar aktiv zu ignorieren, indem er seine Verantwortung für diese Ausgaben zurückweist und eine finanzielle Unabhängigkeit der SotM-Arbeitsgruppe deklariert.
  • Der vorherige Punkt ist sichtbar auch nicht ausschließlich ein Problem alter Strukturen aus einer Zeit, wo die OSMF und OSM beide sehr viel kleiner waren, sondern ein aktuelles Problem, welches entweder aus mangelndem Problembewusstsein oder Unwillen etwas zu ändern herrührt. Dies hat sich durch das kürzlich eingeführte Microgrants-Programm gezeigt. Diese Art der Geld-Verteilung birgt inhärent ein sehr hohes Risiko von Korruption wie sich vermutlich jeder vorstellen kann. Dennoch hat der OSMF-Vorstand in seinem Beschluss zu den Parametern dieses Programms keinerlei Regeln zu Korruptions-Prävention formuliert. Es gibt hier ebenso wie anderswo keine Kriterien, die Leute dafür disqualifizieren würden, eine Rolle darin zu spielen – weder für die Beteiligung im Komitee für die Auswahl der Bewerber (wo die meisten Komittee-Mitglieder formelle Verbindungen zu externen Interessen haben, welche zu Korruption führen kann) noch für Bewerber oder für irgendwelche anderen Aufgaben (Übersetzungen, Aufsicht über Projekte etc.).
  • Es gibt auch sonst in der OSMF über die fundamentalen gesetzlichen Anforderungen des britischen Unternehmens-Rechts hinaus keinerlei Dokumentations-Pflichten zu Entscheidungsfindungs-Prozessen. Der Vorstand berät und verhandelt – auch mit Lobbyisten – über politische Entscheidungen, auch solche von erheblicher wirtschaftlicher und sozialer Tragweite, routinemäßig auf nicht öffentlichen Kommunikationskanälen ohne Aufzeichnung und es existieren keinerlei Regeln, derartige Verhandlungen gegenüber den OSMF-Mitgliedern offen zu legen. Auch dort wo solche Aufzeichnungen vorliegen dürften (zum Beispiel interne Mailinglisten von Vorstand und Arbeitsgruppen) gibt es keine Regeln zu Aufbewahrungs-Fristen und Zugangs-Rechten.
  • Es gibt – und ich habe das in der Vergangenheit schon unzählige Male kritisiert – eine eine tief verwurzelte Kultur der Intransparenz in der OSMF und die Aversion von Leuten in der OSMF gegenüber Tageslicht scheint sogar zuzunehmen. Unglücklicherweise ist dies ein sich selbst verstärkendes Problem. Wenn eine Organisation zunehmend im Geheimen arbeitet dann wird punktuelle Transparenz in einzelnen Dingen zunehmend als belastend wahrgenommen, denn es erfordert von den Beteiligten erhebliche Arbeit bei der Kompartmentierung. Wenn man sich mal nur den OSMF-Vorstand anschaut, kann man zum Beispiel erkennen, dass während der Umfang von Entscheidungen des Vorstands im Vergleich zu früheren Jahren deutlich zugenommen hat der Umfang öffentlicher Beratungen und Diskussionen zu diesen Entscheidungen nicht größer geworden ist. Die meiste öffentliche Kommunikation des Vorstands findet jetzt indirekt und synthetisch statt über Protokolle und andere Formen der Berichterstattung über Aktivitäten statt , die selbst im Verborgenen stattfinden und nicht dadurch, dass die Aktivität selbst transparent ist.

Diese Defizite sind jedoch nicht das eigentliche Problem, das mir in Zusammenhang mit Korruption am meisten Sorge macht und welches mich zu dem Schluss führt, dass Korruption in und durch die OSMF in der Zukunft das Potential zu einer erheblichen destruktiven Kraft in der OSM-Community hat. Was mir wirklich Sorge macht ist, dass die OSMF sich zunehmend von der OSM-Community wegentwickelt, was soziale Normen und Werte angeht. Ich habe bereits das Thema Transparenz erwähnt, wo die OSM-Community in allen Bereichen einen sehr offenen Arbeitsstil gewohnt ist, während in der OSMF eine Kultur der standardmäßig nicht öffentlichen Arbeit vorherrscht. Es gibt jedoch auch andere Felder, wo die OSMF zunehmend Entscheidungen fällt, welche in der Community auf Verwunderung stoßen. Ein sich derart ausweitendes soziale und kulturelles Auseinanderdriften zwischen der Organisation OSMF und der sozialen Gemeinschaft, deren Interessen und Gemeinwohl diese unterstützen soll, nährt die Entwicklung von systemischer Korruption, wo innerhalb der Organisation spezielle Interessen zunehmend als identisch mit den Gemeinwohl-Interessen angenommen werden.

Es gibt eine Reihe sozialer Faktoren, die dazu geeignet sind, systemische Korruption zu fördern und die ich in der OSMF und in gewissem Maß auch in der OSM-Community generell beobachte:

  • Die zunehmende Zahl von Leuten, insbesondere in Positionen von Macht und Einfluss, welche sich in OpenStreetMap als Teil ihrer beruflichen Karriere engagieren – und welche deshalb durch ihre Position viel zu gewinnen oder zu verlieren haben. Dies schafft inhärent Anreize zu Korruption.
  • Die sehr beschränkte Wahrnehmung der Ziele und Werte des Projektes als Ganzes in der täglichen Arbeit und die geringschätzige Einstellung vieler dazu.
  • Die anscheinend sehr kleine Rolle, die ethische Überlegungen in der Entscheidungsfindung in der OSMF ganz generell spielen. Ich bin zum Beispiel recht entsetzt darüber, dass in Diskussionen zu Vielfalt in der OSMF-Community ethische Überlegungen für viele, die sich an der Diskussion beteiligen, völlig fremd zu sein scheinen.
  • Die hartnäckige Zurückweisung und das mangelnde Bewusstsein für die Unfähigkeit der OSMF, die OSM-Community in ihrer kulturellen Vielfalt in ihren Strukturen und Entscheidungsfindungs-Prozessen proportional zu repräsentieren.
  • Das weitgehende Fehlen eine Streit- und Argumentations-Kultur was Entscheidungen in der OSMF angeht und dass Entscheidungen weitgehend als Verhandlungen zwischen Interessen anstatt als Wettbewerb und Auseinandersetzung zwischen Argumenten angesehen werden.

Was kann man tun?

Ich bin mir unsicher, was die beste Strategie ist, diese Probleme zu lösen (mal abgesehen von der nuklearen Option, die OSMF in der Bedeutungslosigkeit zu versenken) und somit wäre ich für Anregungen von Leuten mit praktischer Erfahrung in der Prävention und im Kampf gegen Korruption dankbar, insbesondere, wenn diese Erfahrung sich auf Organisationen in entwickelten Ländern bezieht.

Es gibt jedoch eine Reihe von Vorschlägen, die ich auf jeden Fall für hilfreiche Maßnahmen halten würde:

  • Alle die in der OSMF involviert ist, sollten sich aktiv um so viel Transparenz wie möglich bemühen. Ich würde allen, die irgendwo an nicht öffentlichen Prozessen in der OSMF beteiligt sind – sei es im Vorstand, in Arbeitsgruppen, in Gremien oder anderweitig – nahelegen, das was dort stattfindet zu veröffentlichen und darüber zu berichten über das hinaus, was in offiziellen Verlautbarungen und Protokollen zu lesen ist. Dies gilt insbesondere dann, wenn man Zeichen potentieller Korruption sieht, zum Beispiel Entscheidungen, die gefällt und umgesetzt werden mehr um speziellen Interessen zu dienen als für das Gemeinwohl der OSM-Community. Oder Versuche der nicht öffentlichen Einflussnahme durch spezielle Interessen. Oder das Versäumnis, Risiken der Korruption zu begegnen oder die Existenz von Mechanismen und Entscheidungsfindungs-Prozessen, welche nicht im Interesse der OSM-Community sind. Wer das Gefühl hat, dass es die sozialen Strukturen nicht erlauben, solche Defizite offen anzusprechen, kann sich auch an Leute wenden, zu denen er oder sie Vertrauen hat, um solche Dinge anonym zu veröffentlichen.
  • Wer das Gefühl hat, in einem bestimmten Rahmen nicht mehr mitarbeiten zu können, ohne die eigenen Werte zu verraten, sollte sich aus diesem Bereich zurückziehen. Ich habe in der Vergangenheit immer wieder Leute ermuntert, sich in der OSMF zu engagieren, wo man glaubt produktiv beitragen zu können und möchte dies auch weiterhin tun. Aber ich verstehe auch sehr gut, wenn Leute denken, dass sie das nicht tun können, weil sie dafür ihre Werte verraten müssten. Die Abstimmung mit den Füßen ist dort, wo inakzeptable Strukturen in der OSM-Community existieren, ein legitimes Mittel. Die Bedeutung einer Arbeitsgruppe der OSMF oder einer anderen Struktur in der OSM-Community gründet sich nicht aus ihrer formalen Existenz, sondern daraus, in wie fern sie praktisch für das Gemeinwohl der Community arbeitet.
  • Ein guter Ansatz ist auch die Gründung von Plattformen und die öffentliche Zusammenarbeit bei der Entwicklung von politischen Ideen und Strategien zu OSM außerhalb des Einflusses und der kulturellen Beschränkungen der OSMF.
  • Man sollte auf die Verantwortung und Rechenschaft von Leuten in Positionen mit Macht für Ihre Handlungen bestehen. Es ist richtig und wünschenswert, fragwürdige Entscheidungen und Prozesse zu hinterfragen und man sollte darauf nicht verzichten, weil es einem sozial unangemessen erscheint.
  • Jede/Jeder kann helfen, moralische Kriterien, insbesondere persönliche Integrität, als die wichtigsten Qualifikationen für Leute in Macht-Positionen zu etablieren.

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