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Satellitenbild-Neuigkeiten

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Es sind seit meinem letzten Bericht über Neuigkeiten in der Welt der offenen Satellitendaten eine ganze Reihe von Dingen passiert.

Die bedeutendste Änderung ist, dass Sentinel-2 nun in den meisten Teilen der Welt deutlich häufiger Bilder aufnimmt. Hier eine aktualisierte Darstellung des Aufnahme-Volumens:

Entwicklung der Bild-Abdeckungen von offenen Satellitendaten

Es gibt auch aktualisierte Visualisierungen zur Satellitenbild-Abdeckung.

Die Ausweitung des Aufname-Volumens (auf etwa die 1.5-fache Fläche im Vergleich zu vorher) wird durch die Datenübetragung mittels optischer Verbindung zu Satelliten im geostationären Orbit ermöglicht. Wie bereits im vorherigen Bericht angedeutet wird das zusätzliche Volumen hauptsächlich dazu verwendet, die bevorzugte Aufnahme von Europa und Afrika zu beenden so dass jetzt alle größeren Landmassen außer der Antarktis von jedem Satelliten in einem zehn-Tages-Intervall aufgenommen werden, zusammen alle fünf Tage. Wie ich auch schon erwähnt hatte werden auch einige Inseln neu aufgenommen, welche zuvor nicht dabei waren. Um das zu sehen hier die Aufnahme-Zahlen für das Kalenderjahr 2017 und die noch unvollständigen Zahlen für 2018.


Bei den neu aufgenommenen Inseln handelt es sich vor allem um Britische Übersee-Territorien. Zusätzlich zu den Inseln selbst wurde teilweise auch ein erheblicher Bereich des Meeres drumherum aufgenommen. Dies unterscheidet sich etwas zwischen Sentinel-2A und Sentinel-2B und es scheint so, als ob dies nach einiger Zeit wieder aufgegeben wurde.

Es gibt auch getrennte Karten für Sentinel-2A 2017, Sentinel-2B 2017, Sentinel-2A 2018 und Sentinel-2B 2018.

Ich muss sagen, dass ich es ziemlich nervig finde, dass trotz des erweiterten Aufnahme-Volumens jetzt nach wie vor speziellen Interessen enormer Raum eingeräumt wird. Es gäbe jetzt ohne weiteres die Möglichkeit, alle Landflächen in einem Abstand von fünf Tagen aufzunehmen – vermutlich einschließlich der Antarktis, ein bisschen abhängig davon bei welchem Sonnenstand man im Winter die Grenze zieht. Man müsste dafür ein bisschen die Aufnahmen bei hohen Breiten im Norden reduzieren aber man kann nicht wirklich ernsthaft dafür argumentieren, den Norden Grönlands mehr als einmal täglich aufzunehmen, verschiedene kleinere Inseln jedoch nie.

Die größten derzeit überhaupt nicht aufgenommenen Inseln sind die Südlichen Orkneyinseln.

Zu den anderen Neuigkeiten:

  • Es gibt einen neuen Bericht zum Datenzugang im Copernicus-Programm. Letztes Jahr habe ich diesen detaillierter diskutiert. Der neue Bericht hat genauso wie letztes Jahr ein recht schlechtes Signal-Rausch-Verhältnis aber es gibt da auch eine Reihe von interessanten Fakten:
    • Die Verfügbarkeit des Datenzugangs – welche im vorherigen Jahr sehr schlecht war wie die meisten Datennutzer aus eigener Erfahrung wissen – hat sich deutlich verbessert.
    • Die Verzögerung bei der Veröffentlichung von Sentinel-2-Daten ist nach wie vor recht groß, erkennbar zum Beispiel daran, dass 16 Prozent der Pakete erst mehr als 48 Stunden nach der Aufnahme verfügbar sind. Und dabei sind die Pakete, die komplett fehlen und nie veröffentlicht werden (worüber ich füher schon mal geschieben habe) vermutlich noch nicht enthalten. Das muss man auch im Zusammenhang damit sehen, dass mehr als die Hälfte der heruntergeladenen Pakete weniger als zwei Tage alt sind. Eine verlässliche Verfügbarkeit der Daten ist eine der Schlüsse-Kriterien für die routinemäßige Datennutzung.
    • Der Trend scheint zu sein, dass der Zugriff über den offenen Datenzugang deutlich schneller zunimmt als über andere Kanäle. Und die Nutzung der Dienste weltweit wächst stärker als in Europa.
    • Der Bericht erwähnt auch so weit ich weiß zum ersten Mal Pläne für den längerfristigen Datenzugang. Bis jetzt sind ja alle Daten seit Beginn der Aufzeichnung für den unmittelbaren Datenzugriff verfügbar, was eine ziemlich große und ständig wachsende Datenhaltung für den Direktzugriff erfordert. Dies soll sich in der Zukunft ändern und zwar ähnlich wie beim USGS. Man wird also ältere Produkte anfordern müssen und diese werden dann mit einiger Verzögerung zugänglich gemacht. Die skizzierten Pläne dafür sind recht präzise und vernünftig – die Verzögerung soll bei maximal 24 Stunden liegen und die Anforderung soll automatisiert möglich sein.
  • Die ESA hat angekündigt, dass sie planen, die größeren Daten-Pakete von Sentinel-2 mit mehreren Kacheln aus dem ersten Betriebsjahr neu in Einzelkachel-Pakete zu verpacken. Eine wirkliche Neuverarbeitung der Daten ist nicht vor 2019 geplant.
  • Sentinel-3B, der letzte der Satelliten des Copernicus-Programms, wurde im April mit viel PR-Getöse gestartet. Es gibt noch keine Daten und die Erfahrungen mit Sentinel-3A lassen vermuten, dass sich dies auch nicht so schnell ändern wird. Selbst von Sentinel-3A werden ja nach wie vor einige der höheren Bearbeitungsstufen der Daten nicht öffentlich zugänglich gemacht.
  • Der USGS hat die Möglichkeiten zum Gesamt-Download von Landsat-Metadaten stark eingeschränkt. Man kann nach wie vor die Gesamt-Pakete herunterladen aber sie sind nicht ganz aktuell und zumindest für Landsat 7 sehr unvollständig. Darüber hinaus kommt man jetzt nur über EarthExplorer an die Metadaten und nur per Hand, also nicht in automatisierbarer Form. Das macht eine automatische Auswertung wie ich sie weiter oben gezeigt habe deutlich schwieriger. Es scheint fast so als würden sich USGS und ESA hier annähern.
  • Ansonsten läuft der Landsat-Betrieb weitgehend wie bisher. Der USGS scheint für 2018 die Aufnahmen auf der Nachtseite bei hohen Breiten deutlich auszuweiten. Hier die Darstellung für alle Aufnahmen von 2017 im Vergleich zu den bisherigen Aufnahmen von 2018. Ein Beispielbild findet sich weiter unten.
  • Die Pläne zum Start von Landsat 9 Ende 2020 sind anscheinend recht weit fortgeschritten – es gibt ja auch nicht viel Spielraum denn Landsat 7 wird wenig später das Ende seiner nützlichen Lebensdauer erreichen.

Bennett Island am späten Abend im Frühling

Ein anderes Thema, welches ich noch erwähnen wollte: Es gab einige Aufregung darum, dass die US-Regierung anscheinend darüber nachdenkt, die Entscheidung für freien Datenzugang für Landsat zu revidieren. Dies wurde angestoßen von einem Artikel hier. Es scheint mir, als hätte die Empörung darüber etwas den Blick auf den eigentlichen Hintergrund davon verstellt. Die meisten Leute, die ihren Widerspruch zu dieser Idee kundgetan haben, argumentieren, dass es insgesamt betrachtet von einem wirtschaftlichen Standpunkt keinen Sinn macht, dies zu tun, denn sowohl die Privatwirtschaft als auch die Wissenschaft profitieren so sehr von den offenen Landsat-Daten, dass dies die Kosten mehr als kompensiert.

Das Problem ist jedoch, dass politische Entscheidungen so nicht funktionieren. Politische Entscheidungen sind eine Frage von Interessen und von Macht und Einfluss, welche dahinter stehen. Welche Interessen den größten Einfluss auf den Entscheidungsprozess haben ist in diesem Fall schwer vorherzusagen aber man kann wahrscheinlich davon ausgehen, dass die Wissenschafts-Lobby hier kein nennenswertes Gewicht hat, insbesondere mit der derzeitigen US-Administration.

In jedem Fall dürfte die wahrscheinlichste unmittelbare Wirkung dieser Diskussion auf der politischen Ebene auf den zukünftigen Budget-Rahmen und die Fähigkeiten des Landsat-Programms gerichtet sein. Landsat 9 (der wie erwähnt Ende 2020 gestartet werden soll) wird weitgehend eine Kopie von Landsat 8 sein. Die Diskussion um die Konzeption und die Fähigkeiten eines zukünftigen Landsat 10 ist gerade im Gange und mir scheint, dass das Timing der politischen Diskussion eventuell darauf ausgerichtet ist, genau hier Einfluss zu nehmen.

Und was einige Leute anscheinend auch vergessen ist, dass man offene Daten nachdem sie einmal für die freie und uneingeschränkte Nutzung veröffentlicht sind, nicht mehr wieder verschießen kann. Das Landsat-Daten-Archiv wird also frei nutzbar bleiben (wenn auch nicht unbedingt über den USGS zugänglich) – selbst wenn in der Zukunft die US-Regierung entscheiden sollte, dass neue Bilder nicht mehr frei verwendet werden dürfen.

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